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Das Bild zeigt ein Mädchen von hinten, das in der Natur in die Luft springt. ©Pexels / Sebastian Voortman

Zusatzseminare fördern individuell

Durch das „FÖJ für ALLE“ konnten erstmals Zusatzseminare zur Berufs- und Lebensorientierung und zum Erwerb von Sozialkompetenzen für die Freiwilligen in Westfalen-Lippe angeboten werden. Sie leisten einen wichtigen Beitrag, um das FÖJ zu einem diversitätsbewussten und inklusiven Freiwilligendienst für ALLE zu machen.

Mit den Zusatzseminaren wurde ein Angebot geschaffen, das sich speziell an die unterschiedlichen psychosozialen Bedürfnisse der Jugendlichen und jungen Erwachsenen richtet. Auch wenn es während der regulären Seminarwochen und im laufenden FÖJ immer wieder Möglichkeiten zur individuellen Beratung gibt, bleibt für die Freiwilligen und die Teamenden im Alltag oft nicht ausreichend Gelegenheit sich ausführlich mit zentralen Zukunfts- und Lebensfragen zu beschäftigen. Es zeigt sich jedoch immer wieder, dass viele Freiwillige einen erhöhten Bedarf an solch einer individuellen Begleitung haben.

Unterstützung in einer biographischen Umbruchphase

Für viele Jugendliche und junge Erwachsene, die einen Freiwilligendienst leisten, geschieht dies oftmals im Anschluss an die Schulzeit. Der Freiwilligendienst fällt also genau in eine biographische Umbruchphase, in welcher für viele FÖJler*innen grundlegende Fragen aufkommen: Welchen beruflichen Weg kann und möchte ich einschlagen? Wie stelle ich das an? Was kann ich eigentlich gut? Was macht mich aus? Je nach individueller Situation kann eine solche Phase eine enorme psychische Belastung darstellen. Manchmal braucht es aber einfach nur etwas Zeit und ein offenes Ohr, um darin bestärkt zu werden, bestimmte Entscheidungen zu fällen oder ganz konkret nächste Schritte einzuleiten. Mit den Zusatzseminaren sollte sich diesen Fragen in aller Ruhe gewidmet werden, um die Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen Bedürfnisse und Themen zu unterstützen.

Persönlichkeitsentwicklung und Berufsorientierung

Die Zusatzseminare haben den Charakter des FÖJs als Bildungs- und Orientierungsjahr gestärkt. Die Inhalte der Zusatzseminare schlossen an Einheiten zur Persönlichkeitsentwicklung und Berufsorientierung an, die in den regulären Bildungsseminaren angesprochen, aber nicht individuell genug behandelt werden konnten. Hier konnten die jungen Menschen in kleinen Gruppen mit enger professioneller Begleitung an ihren eigenen Fragen arbeiten, sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam positive Erfahrungen machen.

Eine Auswahl der angebotenen Zusatzseminare:

Ich hol mir den Job! – Bewerbungstraining

Ich finde meinen Weg! – Berufs- und Lebensorientierung

Mach doch mal den Mund auf! – Kommunikations- und Konflikttraining

Jetzt weiß ich was ich kann! – Selbstbewusstseins- und Stärkentraining

Chill mal! – Umgang mit Stress und Anspannung

Freiwillige Teilnahme für ALLE

Die Zusatzseminare waren für alle Freiwilligen geöffnet, da auch hier keine Separierung stattfinden sollte. So beschäftigten sich beispielsweise Jugendliche mit verschiedenen Schulabschlüssen gemeinsam damit, wie ihre berufliche Zukunft aussehen kann und legten ganz nebenbei Vorurteile gegenüber Menschen mit einem anderen Bildungsgrad ab. Eine Herausforderung ist es, diejenigen Freiwilligen zur Teilnahme an den Seminaren zu motivieren, die es aus Sicht der Fachberater*innen und Anleiter*innen gut gebrauchen können. Denn würde man bestimmte Freiwillige zur Teilnahme verpflichten, würde sich der Charakter der Seminare verändern und es würde auch nicht dem inklusiven Gedanken entsprechen.

Wertschätzende Atmosphäre und individueller Austausch

Wirft man einen Blick auf die Ergebnisse der begleitenden Evaluation des Projektes wird deutlich: Die Zeit auf den Zusatzseminaren wurde von den teilnehmenden FÖJler*innen in Interviews und Umfragen als eine äußerst positive Erfahrung beschrieben und bewertet.

  • 80% der Teilnehmenden haben die Zusatzseminare als Bereicherung und Unterstützung bei beruflicher und persönlicher Orientierung empfunden.
  • 80% bis 90% der Teilnehmenden gaben an, dass sie sich in der Gruppe sehr wohl und sich von der Seminarleitung wertgeschätzt gefühlt habe.
  • 60% der Teilnehmenden gaben an, dass ihnen die Seminare während und nach dem FÖJ Halt gegeben haben.

 
In Interviews mit Teilnehmenden der Zusatzsseminare wurde von ihnen besonders hervorgehoben, dass in den Seminaren der Fokus ganz auf den Bedürfnissen und Wünschen der FÖJler*innen lag. Sie haben dies als eine Wertschätzung ihrer momentanen Lebensphase und Persönlichkeit wahrgenommen. Besonders die Freiwilligkeit des Angebotes und die kleine Gruppengröße haben aus der Perspektive der Teilnehmenden zu einer wertschätzenden Atmosphäre beigetragen. Intensiver Austausch und gegenseitige Beratung mit anderen FÖJler*innen, die mit ähnlichen Anliegen zu dem Seminar kommen, habe alle Interviewten als positive Erfahrung wahrgenommen.