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Das Bild zeigt vier junge Menschen, die auf einem Berg stehen und mit dem Rücken zum Betrachtenden Arm in Arm in die Sonne schauen. ©Pexels / Helena

Projektvorstellung

FÖJ für ALLE! Was das bedeutet, warum es wichtig ist und wie es umgesetzt wird, erklärt diese Seite.

Warum das Ganze?

Für das Projekt FÖJ für ALLE gab es viele Gründe. Hauptziel war, das FÖJ weiter zu entwickeln. Mehr junge Menschen mit verschiedenen Hintergründen sollen die Chance bekommen, sich für Gesellschaft und Umwelt zu engagieren und sich persönlich weiter zu entwickeln.

Junge Menschen individuell fördern
Das FÖJ in Trägerschaft des LWLs möchte ein inklusives und diversitätssensibles Bildungs- und Orientierungsangebot sein. ALLEN Jugendlichen soll das Recht auf Teilhabe und Selbstbestimmung im Freiwilligendienst ermöglicht werden (= Inklusion) und es wird versucht der Vielfalt der Teilnehmenden gerecht zu werden und sie in ihrer Einzigartigkeit zu fördern (= Diversität).

Wertvoll für ALLE
Das Freiwillige Ökologische Jahr soll die Bildungschancen und das gesellschaftliche Engagement junger Menschen fördern. Es trägt zur Persönlichkeitsentwicklung und Berufs- und Lebensorientierung bei. Ein Freiwilligendienst kann besonders wertvoll für benachteiligte Jugendliche sein. Diese Zielgruppe braucht auch im FÖJ lebensweltnahe und qualifizierte Unterstützung zum Ausgleich sozialer Benachteiligungen oder zur Überwindung individueller Beeinträchtigungen.

Vielfältige Gruppen begleiten
In den FÖJ-Gruppen in Westfalen-Lippe kommen schon immer sehr unterschiedliche Freiwillige zusammen. Diese Vielfalt entsteht unter anderem aus den unterschiedlichen Angeboten in den über 70 Einsatzstellen. Das Land NRW forciert durch sein Förderkonzept im Kinder- und Jugendförderplan zusätzlich die Besetzung der Stellen mit unterschiedlichen Schulabschlüssen. Mindestens 50% der Freiwilligen sollen einen Schulabschluss der Sekundarstufe I oder niedriger haben. Aus dieser Heterogenität resultiert eine besondere Gestaltung der Bildungsarbeit in den Seminaren. Beispielsweise werden die Inhalte flexibel an die Bedarfe und Fähigkeiten der Teilnehmenden angepasst und mit ihnen gemeinsam gestaltet.

Steigender Unterstützungsbedarf
Seit einigen Jahren nimmt der Anteil von Freiwilligen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf aufgrund sozialer und psychischer Problemlagen zu. Da auch diesen jungen Menschen ein FÖJ und eine Anschlussperspektive an den Freiwilligendienst ermöglicht werden soll, ergibt sich hieraus ein höherer Bedarf an Qualifizierungsmaßnahmen. Auch ein erweitertes Beratungs- und Vernetzungsangebot für Einsatzstellen und Freiwillige ist notwendig.

Neue Zielgruppen erreichen
Für andere Zielgruppen ist das FÖJ allerdings bisher scheinbar nur in sehr geringem Maße zugänglich. So sind junge Menschen mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung oder auch Schüler*innen mit Förderschwerpunkt nur sehr vereinzelt vertreten. Die FÖJ-Zentralstelle hat festgestellt, dass es eine genauere Betrachtung der bisherigen und zukünftigen Zielgruppe des Freiwilligendienstes sowie eine gezieltere Ansprache dieser braucht, um das FÖJ für ALLE zugänglich zu machen.

Wer sind ALLE?

Momentane Zusammensetzung der Teilnehmenden
Das FÖJ in Westfalen-Lippe bietet jedes Jahr ca. 150 jungen Menschen im Alter von 16-26 Jahren die Möglichkeit sich ein Jahr lang für die Gesellschaft zu engagieren und sich beruflich und persönlich weiterzuentwickeln. Ganz allgemein kann gesagt werden, dass die Teilnehmenden sich zusammensetzen aus denen, die das FÖJ als persönliches oder berufliches Orientierungsjahr nutzen, solchen, die keine oder sehr eingeschränkte berufliche Perspektiven haben und denjenigen, die ein erhöhtes Interesse an Umwelt- und Naturschutzthemen haben.

Ein genauerere Blick auf die Freiwilligen ergibt folgendes Bild:

  • In NRW dürfen (außer in genehmigten Ausnahmefällen) nur Personen ein FÖJ machen, die noch keine berufliche Ausbildung/kein Studium abgeschlossen haben.
  • Durch eine weitere NRW-spezifische Quote wird sichergestellt, dass 50% der Teilnehmenden einen Abschluss der Sekundarstufe I oder keinen Schulabschluss haben und die andere Hälfte einen Abschluss der Sekundarstufe II. Allerdings haben nur etwa 8% der Teilnehmenden einen Haupt- oder Förderschulabschluss (der landesweiter Anteil liegt bei 15%).
  • Der Anteil an sich weiblich und männlich definierenden Menschen ist relativ ausgeglichen (auch Trans-/Nicht-Binäre-Personen sind im FÖJ vertreten).
  • Die überwiegende Mehrheit der Freiwilligen macht das FÖJ direkt im Anschluss an die Schule, wodurch der Großteil zwischen 16 und 20 Jahren alt ist. Ungefähr 20% aller Freiwilligen in Westfalen-Lippe sind minderjährig.
  • Nur 3-4% der FÖJler*innen geben an einen Migrationshintergrund zu haben (bundesweiter Vergleich: 30% Jugendliche mit Migrationshintergrund).
  • In den letzten 3 Jahren (2016-2018) lag der Anteil an jungen Menschen mit besonderem Förderbedarf nach Einschätzung der FÖJ-Zentralstelle bei 17-20%.

 

Ein breiteres Abbild der Gesellschaft zeichnen
Grundsätzlich steht das FÖJ ALLEN jungen Menschen offen. In der Praxis nehmen allerdings nur einige Zielgruppen die Möglichkeit wahr, sich ein Jahr lang für Umwelt und Gesellschaft zu engagieren.

Die Evaluation aus dem ersten Projektjahr zeigt:


Heterogenität ist Normalität
Das Projekt „FÖJ für ALLE“ hat das langfristige Ziel, die Zugangsbarrieren zum FÖJ für verschiedene bisher unterrepräsentierte Gruppen abzubauen und wirklich für ALLE zugänglich zu machen. In der Praxis bedeutet dies, auf ein noch breiteres Abbild der jungen Menschen zwischen 16 und 27 Jahren hinzuarbeiten. In den Einsatzstellen und der Seminararbeit soll gesellschaftliche Vielfalt als Ressource gesehen und ihre Sichtbarkeit gefördert werden. Ganz im Sinne des Ausspruchs “Heterogenität ist Normalität” (Andreas Hinz 2002).

Was wurde gemacht?

Mit zusätzlichen Seminartagen für alle Freiwilligen wurden Angebote zur Berufs- und Lebensorientierung sowie Kompetenz-Trainings geschaffen. Die jungen Menschen konnten sich in kleinen Gruppen mit ihrer Zukunft auseinandersetzen, ihren Umgang mit Konflikten reflektieren und ihr Selbstbewusstsein stärken. Dadurch wurden besonders diejenigen gefördert, welche gesellschaftliche Benachteiligung erfahren.

Fortbildungen und Workshop-Angebote für alle pädagogischen und fachlichen Anleitenden aus den Einsatzstellen sowie für die Begleitenden der Bildungsseminare trugen dazu bei, dass Teilnehmende individueller betreut und angeleitet werden können und die Sensibilität und Offenheit gegenüber jungen Menschen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf gefördert wurde.

Begleitet wurden diese Angebote durch die konzeptionelle Weiterentwicklung des FÖJs in Richtung eines inklusiven und diversitätsbewussten Freiwilligendienstes. Dabei wurde unter anderem eine Selbstevaluation des Trägers angestoßen sowie die Öffentlichkeitsarbeit daraufhin untersucht, wie das FÖJ zu einem Freiwilligendienst werden kann, der wirklich ALLE erreicht. Das Projekt wurde umfassend evaluiert und aus den Ergebnissen wurden Handlungsempfehlungen zur weiteren Erreichung der Projektziele ausgesprochen. Für die Seminararbeit wurden Methoden entwickelt, die zum pädagogischen Arbeiten mit heterogenen Gruppen beitragen und für die Einsatzstellen wurden Praxistipps erstellt.